heute möchten wir Ihnen in unserem Blog wieder eine Leseprobe zur Verfügung stellen. Kurzweilig, lustig und - vor allem für diejenigen, die Dialekt sprechen - zur Gänze nachvollziehbar. Etwas Unterhaltsames für Zwischendurch aus unserem Bestseller „Der Onkel Franz“ von Klaus Ranzenberger.
Rufmord im Konjunktiv
(Kapitel aus „Der Onkel Franz“, 2014, Verlag Anton Pustet)
Der Onkel Franz ist an sich ein umgänglicher Mensch. Trotzdem kann es vorkommen, dass er jemanden nicht mag. So geschehen beim Ehepaar – nennen wir es Maier –, das – warum auch immer – so gar nicht in seiner Gunst stand. „I mecht ja nix gsogt hom“, begann er dann immer, wenn es darum ging, die Maiers verbal zu vernichten, „oba woast, er gangat ja – oba sie!“ Soll heißen, SIE geht auf gar keinen Fall! ER wiederum „gangat ja“, was nach meinem grammatikalischen Verständnis eigentlich nur heißen kann, dass ER genauso wenig geht. Um den Herrn Maier nun endgültig gesellschaftlich unmöglich zu machen, bedient sich der Onkel der beliebten Redewendung: „So hätt er ja nix Bös!“ Er hätte also nichts Negatives an sich, wären da nicht seine vielen schlechten Eigenschaften. „So kunnst ja ois von eam hom!“ Könnte man – würde man wollen –, will man aber nicht!
„Mechat, gangat, hätt und kunnst“ – also möchte, ginge, hätte und könnte – der Konjunktiv. Im Innviertel, denke ich, ist der Konjunktiv die Unmöglichkeitsform!
Dieser Unmöglichkeitsform bedient sich der Onkel Franz auch gerne, wenn er mit Themen konfrontiert wird, die ihn entweder gar nicht interessieren oder deren Erledigung er am liebsten auf den Jüngsten Tag verschieben möchte. „Do miassat ma amoi redn!“ oder „Da redn ma nu“, sagt er dann. Ähnlich in der Bedeutung ist es auch, wenn der Personalchef einem am Ende eines Vorstellungsgespräches die Hand reicht mit den Worten „Sie hören von uns“ oder „Wir melden uns bei Ihnen“.
Niemand meldet sich, nichts hören wir. Genauso wenig wie der Onkel Franz gewillt ist, jemals über das missliebige Thema zu sprechen. „Oba do miassat ma nu amoi drüber redn!“
Die vorangegangenen Beispiele Innviertler Sprachregelungen sollen nicht die letzten gewesen sein, weitere werden folgen. Auch sollten an dieser Stelle noch keine voreiligen Schlüsse über den Charakter des Onkels oder seinesgleichen gezogen werden, noch unzählige Facetten sind hinzuzufügen. In folgender Geschichte wird speziell der Heimatort meiner Großeltern väterlicherseits beschrieben, so oder so ähnlich kann man sich aber auch das Biotop vorstellen, das den Onkel hervorgebracht und geformt hat.
Print: 978-3-7025-0767-1, € 22,00
eBook: 978-3-7025-8001-8, € 14,99